Sbāgata
Willi Igel in Bangladesch

Auf Einladung führender Vertreter aus der bangladeschischen Politik und Textilindustrie war Willi Igel, CEO der Gebrüder Original Willi-Igel-T-Shirts Inc. GmbH & Co. KG Ltd. in Bangladesch unterwegs, um dort die internationale Expansion der T-Shirt-Produktion voranzutreiben. In Bangladesch sollen ja schließlich äußerst arbeitgeberfreundliche Konditionen herrschen!

Die  Reise begann vielversprechend: Bereits bei der Ankunft wurde der Hoffnungsträger aus Deutschland mit Blumen geradezu überhäuft.

Geheimes Treffen im Regierungsgebäude mit

führenden Vertretern aus der Politik und Textilindustrie



Auf den Straßenmärkten herrscht ein geschäftiges Treiben ideale Voraussetzung also für den erfolgreichen T-Shirt Verkauf!

Am besten mietet man sich als Pauschaltourist eine Rikscha

Allerdings muss man wegen des hohen Verkehrsaufkommens viel Zeit einplanen.

VIP-Gäste sind natürlich in von den Gastgebern als Begrüßungsgeschenk übergebenen Tuk-tuks unterwegs

Als stets aufmerksamer Gast hatte Willi selbstverständlich auch an Geschenke gedacht

Die älteren Zuschauer werden sich erinnern, als der Brite 1947 in den asiatischen (Reis)Sack haute und sein Kolonialreich rund um den indischen Subkontinent den Eingeborenen zur Verfügung zu stellen beliebte, da hatten die Inder die zündende Idee, ihre Territorien nach Religionszugehörigkeit aufzuteilen. Der Westen und der Osten des alten britisch-indischen Großreiches, beide vorwiegend muslimisch besiedelt, wurden zu Pakistan zusammengefasst, der vorwiegend hinduistische Rest in der Mitte wurde zu dem, was wir bis heute als Indien kennen. Schnell sollte sich herausstellen, dass der Westpakistaner und der Ostpakistaner sich längst nicht so grün waren wie das Gesicht eines Dhaka-Touristen, der ungewaschenen Salat in einer Straßengärküche verzehrt hat. So unternahmen Westen und Osten das, was so viele muslimische Staaten zu ihren Hobbies zählen, sie zogen in den Bürgerkrieg.


Nach ein paar Jahren emsigen Völkermordens und mindestens 3 Millionen Toten beschloss man 1971 endlich das, worauf unsere Ossis auch ganz schnell mal einer bringen sollten die Wiederteilung. Westpakistan ist heute einfach nur noch Pakistan und gilt als bevorzugtes Naherholungsgebiet für Talibanditen aus dem benachbarten Afghanistan. Ostpakistan heißt jetzt Bangladesch und freut sich, dass dort nicht mehr länger die Granaten des Bürgerkriegs, sondern die Bevölkerung explodiert. 165 Millionen Einwohner hat das Land inzwischen, das ist Platz acht in der ewigen Weltbestenliste. 2017 kam noch einmal eine Million Rohingya dazu, für die Myanmartin und Myanmarianne nebenan in Birma keine Verwendung mehr hatten. Anlass genug für den Igel, sich mal einen Eindruck von den Verhältnissen in der aufstrebenden "Demokratie" am Brahmaputra zu verschaffen.


Tja, wo fange ich an? Und wie vermeide ich es nur, an dieser Stelle Banglabashing zu betreiben? Ach, am besten gar nicht.

Falle ich gleich mal mit der Tür ins Haus und freue mich mit dem fröhlichen Bangladescher, dass er Weltranglistenerster ist. In Korruption. Wenn das mal olympisch wird, boah, dann wird er alles abräumen, der Bangladescher. Wer etwas braucht, auf dem Amt, sagen wir mal eine Baugenehmigung oder eine Exportlizenz, der führe stets ein Köfferchen mit Banglacash mit sich, sonst wird das nichts.


Bestechende Argumente muss man haben. Es geht das Gerücht, dass die jungen Bangladescher schon im Schreibunterricht in der Schule dazu angehalten werden, möglichst zu schmieren“, damit sie die wichtigste Kernkompetenz für das spätere Leben gleich verinnerlichen.


Nur die Textilindustrie, wichtigster Wirtschaftszweig des Landes, die ist korruptionsfrei. Gut, sicher, Steuern werden auf Textilien jetzt keine erhoben. Was damit zusammenhängt, dass die Steuergesetze vom Parlament gemacht werden. In dem wiederum praktisch alle großen Textilunternehmer als Abgeordnete sitzen. Das hat den Vorteil, dass sie auch gleich dafür sorgen können, dass es keine völlig überzogenen Anforderungen an Brandschutz, Statik oder Arbeitsschutz in den Textilfabriken gibt. Präziser gesagt nicht nur keine überzogenen Anforderungen, sondern überhaupt keine Anforderungen. Gewerkschaften sind zwar nicht verboten, wer aber Gewerkschaftsarbeit machen will und versucht, die Arbeiter zu organisieren, Betriebsräte zu bilden etc., kann schnell mal einen Unfall haben. Das kommt leider vor, wenn es keine Arbeitsschutzvorschriften gibt. Harmlosere Arbeiterführer kriegen einfach nur ein wenig Bangladresche, das lässt sich organisieren. Mit anderen Worten, in Bangladesch ist die FDP-Überzeugung, es brauche keine staatlichen Regulative, der Markt regele das schon, bestens umgesetzt. So kleiden wir uns in Europa alle in banglafesche Banglawäsche aus Dhaka und Umgebung, die wir in Tempeln des fairen Handels wie KIK oder Primark erworben haben. Und nehmen es nicht weiter zur Kenntnis, wenn mal eine Textilfabrik einstürzt (Banglacrash), wie 2013 das großspurig Rana Plaza“ benannte Gebäude, mit 1100 Toten.


Mit aller Entschiedenheit nehme man sich jetzt der Sache an, verkündet die Regierung danach. Die ja gut im Annehmen ist, siehe oben, die Banglatesch will schließlich gefüllt werden. Auf internationalen Konferenzen wirft sich gerne mal der Arbeitsminister in die Banglabresche, der so ein wenig an den "Comical Ali" aus den letzte Tagen des Hussein-Regimes im Irak erinnert, beschreibt er seinen Textilsektor doch als ein wahres Arbeiterparadies.


Welche Hobbies hat er noch, der Bangladescher, neben Korruption, Bürgerkrieg und Lohndumping? Fahrradtaxifahren und Monsun fallen mir spontan noch ein. Wobei vor dem Einsteigen in die Fahrradrikscha am besten eine letztwillige Verfügung zu verfertigen ist. Immer wieder wird behauptet, die Fahrrradrikschen seien den furchtlosen Chauffeuren von der bangladeschischen Organtransplantationsindustrie kostenlos zur Verfügung gestellt worden. Vorschriften zur Verkehrssicherheit gibt es natürlich keine, das regelt ja der Markt. Während der Monsunzeit fällt man bei den ständigen Unfällen wenigstens weich, denn dann besteht die Straße praktisch nur aus Pfützen.

Grüne Tuk-Tuk Minna mit gefasster Selbstmordattentäterin?

Was wiederum dazu führt, dass sich Bangladesch einer großartigen Biodiversität erfreut - die Pfützen sind ideale Brutstätten für sämtliche Mückenarten. Dengue-Fieber gibt es bei einer Fahrt mit der Rikscha also aufpreisfrei dazu, wer Glück hat, fängt sich Chikungunya, Zika und Malaria gleich mit ein.


Mit noch mehr Glück bleibt einem ein langes Siechtum erspart, der Islamische Staat beginnt sich im islamischen Staat Bangladesch breit zu machen und hat 2016 bereits ein paar erfolgreiche Anschläge auf westliche Geschäftsleute verübt. Einige der IS-Krieger haben wohl den schwarzen Gürtel in der Disziplin Selbstmordattentat. Den schwarzen Sprengstoffgürtel, sollte man sagen. Inzwischen ist es schon wieder ruhiger um IS geworden. Selbstmordattentäter ist nun einmal keine Beschäftigung, die man sehr lange ausüben kann. Gewerkschaften gibt es auch keine, das regelt der Markt. Außerdem hat sich die bangladeschische Organtransplantationsindustrie bitter beklagt, sie brauche die Organe nicht geschnitten, sondern am Stück.


Als Reiseland hat das Reisland Bangladesch eher wenig zu bieten. Ein paar herunter gekommene Tempel und alte Forts. Zumeist liebevoll mit Unrat dekoriert, denn bei Plastikmüll ist das Land Weltmarktführer. Im Süden einige Strände, die im Zuge des Global Warming bald ein gutes Stück nach Norden verlagert werden dürften, denn große Teile des Südens liegen auf oder unter der Höhe des Meeresspiegels. Im Südosten Flüchtlingscamps voller Rohingya, die im direkten Zusammentreffen nicht immer eine Governance an den Tag legen, die ihren Vortrag zu untermauern in der Lage wäre, sie seien ein ganz friedliches Volk und alle Gewalt ginge von den Myanmarern aus.


Mit anderen Worten, das alles braucht kein Mensch. Wer nicht nach Bangladesch muss, darf das Land guten Gewissens meiden.


Share by: