Wellkumme

Willi Igel in Nordrhein-Westfalen



Mer losse dr Dom en Kölle (Bläck Fööss)

Mehr Session wagen! Loss mer singe und schunkele!!

Beweis der nach wie vor virulenten Schaffenskraft der Ureinwohner ist die sogenannte "Kehrwoche", diese typisch schwäbische Erfindung aus Nachbarschaftsbespitzelei und puritanischen Reinlichkeitsritualen, die insbesondere in Mietshäusern auf die Spitze getrieben wird. Wenn man plant ins Schwäbische umzuziehen,spielt dieses heikle Thema bereits beim Gespräch mit dem künftigen Vermieter eine herausragende Rolle:


"Sia hend doch sicher au Kuddrschaufl, Kehrwisch, Schrubbr ond Buddzlabba zom d' Schdaffla saubr kehra, oddr?" Bei der Wohnungsknappheit im Großraum Stuttgart beantwortet man besser alle Vermieterfragen festen Auges mit "Ja'" aber hat man die Frage überhaupt verstanden, die denn lautete, ob man auch einen Handfeger, ein Kehrblech, einen Wischmopp und einen Putzlappen besitzt, um beim Reinigen der Treppen optimal vorgehen zu können?


Die Kehrwoche beruht übrigens auf einer Vielzahl von Erlassen, die seit Ende des 15. Jahrhunderts im evangelischen Württemberg erlassen wurden, um die Menschen zu Ordnung und Sauberkeit im häuslichen Umfeld anzuhalten:


"Damit die Stadt rein erhalten wird, soll jeder seinen Mist alle Wochen hinausführen, jeder seinen Winkel alle vierzehn Tage, doch nur bei Nacht, sauber ausräumen lassen und an der Straße nie einen anlegen. Wer kein eigenes Sprechhaus (WC) hat, muss den Unrath jede Nacht an den Bach tragen".

Moore Demokratie wagen!

Als "Rei'gschmeckter" sollte man sich also zur Sicherheit sofort bei den Nachbarn erkundigen, wie es um die Kehrwoche bestellt ist, und diese Anweisungen sollten auch peinlichst genau befolgt werden. Aber Vorsicht, man muss die richtige Balance finden und nicht etwa versuchen, sich durch übereifriges Putzen bei den neuen Nachbarn beliebt zu machen - unangebrachte Anstrengungen sind unbedingt zu vermeiden! Sonst heisst es womöglich "Dia wellad ons wohl zoiga, dass mir Dreggsei send!"


Zur korrekten Verrichtung der Kehrwoche gehört z.B. das Verräumen sämtlicher Eingangsmatten und das auffällige und lang andauernde Plazieren von Reinigungsutensilien im ganzen Haus, laut vernehmliches Klopfen mit dem Schrubber an fremden Wohnungstüren oder einfach das stundenlange Stöhnen mit dem Besen in der Hand auf dem Gehweg. Ganz lästig sind Nachbarn, die mit absichtlichen Verstreuen von Wollfusseln auf der Treppe das Reinigungsergebnis kontrollieren möchten. Hier kann es helfen, die Fusseln aufzunehmen, dann zu warten bis der Nachbar ins Bett gegangen ist (bei Schwaben also um spätestens 21 Uhr), dann Sturm zu klingeln und dem schlaftrunkenen Nachbarn die Fusseln mit den Worten "Die haben Sie auf der Treppe verloren und bestimmt schon vermisst!" in die Hand zu drücken.


Was den schwäbischen Dialekt angeht, verzichtet er wie der Fränkische weitestgehend auf die unnötige Verwendung harter Konsonanten (z.B. Buddzlabba, s.o.). Hinzu kommt die Verwendung ungewohnter Nasallaute, falscher Betonungen, merkwürdiger Verkürzungen und gänzlich unverständlicher Worte. (Dogg statt Puppe!) So werden aus Fässern, Gläsern und Bäckern Fessr, Glesr und Beggr, Äpfeln und Gäste sind Ebbfl und Geschde. Die Buchstaben "st" werden grundsätzlich als "schd" ausgesprochen, also er ischd (er ist), dr'Laschddr (der Lastwagen), d'Bruschd (die Brust), d'Grischdine (Christine) und dr Schdoi (der Stein).

Auch hier wurde eindeutig

wieder am falschen Ende gespart

Hier ein besonders tückischer Satz: "Derf I Ehne meim Ehna sei Haus zeiga, er widd Ehne an Schenga schenga". Wir vergeben ein Willi-Igel-T-Shirt an die erste Person, die uns eine korrekte Übersetzung schickt. Schwaben, deren Angehörige und die Mitarbeiter der Firma Gebrüder Original Willi-Igel-T-Shirts Inc. GmbH & Co. KG Ltd sind von der Teilnahme am Preisausschreiben ausdrücklich ausgeschlossen!


Ein ausgeprägtes Wesensmerkmal der Schwaben ist ihre fast krankhafte Sparsamkeit - oder sollte man es gleich unverblümt "Geiz" nennen? Bereits die Landeshymne lasst erahnen, ihnen dass jegliche Trennung vom mühsam Ersparten widerstrebt, beginnt sie nicht umsonst mit einem anklagenden "Du Ländle, meine teure Heimat". Manfred Rommel, der ehemalige Stuttgarter OB, hat es einmal so ausgedrückt: "Der Schwabe tut so, als sei er arm, aber er ist beleidigt, wenn andere ihm das glauben."


Schwaben machen aus o.g. Gründen ungern Geschenke (Liebr zehn Minuta gschämt, als a großes Gschenk gmachd). Ein Schwabe kam z.B. in eine Buchhandlung und verlangte als Geburtstagsgeschenk für seine Frau Mörikes gesammelte Werke. "Welche Ausgabe" sagte daraufhin die Buchhändlerin. Der Mann stutzte, überlegte einen Moment und verliess den Laden. Schon wieder viel Geld gespart!


Zwei Schwaben unterhielten sich, was sie ihren Kindern zu Weihnachten geschenkt haben. "Dene habe a Schleifez vors Haus gsoichd", meinte der eine. "Dene hanne midd meiner Fraa a Gschwischderle gmachd", der andere.

Zur Sparsamkeit gesellt sich zuweilen auch eine gesunde Pragmatik:


Ein schon erwachsenes schwäbisches Töchterle war abends aus. Es war spät geworden und am nächsten Morgen fragte ihre Mutter: "Wie bisch denn au nach Haus komme geschdern Obend?" "Gut", meinte die Tochter, "abbr wenn der Kerl bloß seine Händ am Steuer glassa hätt!" "Na ja, woisch, sTaxi wär au nedd omsonsch gwäsa!", wurde sie von der Mama beruhigt.

Nun einige wenige Bilder, der von seinen Vorfahren geprägte Mäzen hat beim Fotografieren wieder mal am falschen Ende gespart. Dies werden wir aber mit etwas nützlichem Trivialwissen meer als wettmachen:


Mit seinem beindruckenden Stadtbild musste Meersburg als Kulisse für viele Spiel- und Dokumentationsfilme herhalten, unter anderem auch drei nationalsozialistisch geprägter Oeuvre, die bis heute gesperrt sind.


Zum Glück nicht gesperrt ist der 1953 teilweise in Meersburg gedrehte Kult-Heimatfilm "Briefträger Müller" mit Heinz Rühmann. Auch für die Heimatschmonzette "Die Fischerin vom Bodensee" aus dem Jahr 1956 mit Marianne Hold wurden Meersburg und sogar die benachbarten Pfahlbauten als Drehorte missbraucht.


1973 folgte dann der Kult-Musikfilm "Alter Kahn und junge Liebe", in dem Roy Black vor Meersburger Wahrzeichen heimatlich-besinnliche Lieder singt.


 In weiteren Hauptrollen: Ein Segelboot namens Bella Marie, Barbara Nielsen als blonde Tramperin Petra Hauser, ein namenloser streunender Hund, Willy Millowitsch als Winzer Jupp König, und dessen Enkelin, gespielt von Anita Hegerland, die mit Roy ja auch den Hit "Schön ist es auf der Welt zu sein" schmetterte.

Das neue Schloss zu Meersburg

Als krönender Abschluss entstand dann 1961 der Roadmovie "Drei Mann in einem Boot" mit Walter Giller, Heinz Erhardt und Hans-Joachim Kulenkampff in den Hauptrollen.

 Eine vernichtende Kritik lautet "da wird gegeizt und geschwäbelt, aber statt kessem Kulturkampf gibt es Kalauerle und Schenkelklöpferle der naiven Art. Auf diese MS Klischee gehen wir nicht an Bord."


Noch erwähnenswert: Den 20 D-Mark Schein zieren neben Annette von Droste-Hülshoff historische Gebäude der Stadt Meersburg, wo die Dichterin zeitweise wohnte.


Der aus der Spülmittelwerbung ("Fairy - das kleine Wunder gegen Fett") bekannte, heftigst schwäbischnäselnde Fernsehkoch Ralf Zacherl arbeitete einst bei Stefan Marquard im Gasthaus Drei Stuben, bevor er sich als TV-Tellerwäscher verdingen musste.


Da Fairy -zumindest falls pur eingenommen- sicherlich den Magen verätzt, sollte es doch zumindest in schwerwiegenden Fällen von Adipositas eigentlich auch zum Anehmen geeignet sein? Also quasi ein Allround-Wundermittel gegen Fett?

Das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee.Dieses beeindruckende UNESCO-Welterbe verdanken

wir den fleissigen schwäbischen Häuslebäurle. An unnützem Tand wurde natürlich konsequent gespart.

Fairy - das kleine Wundermittel gegen Fett


Share by: